Bondage

Bondage

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Bondage, auf deutsch Fesselspiele, ist der Dachbegriff für alle Formen des Fesselns oder Fixierens im sexuellen Kontext. Außerhalb des Sadomasochismus ist es die beliebteste SM-Praktik bei Vanilles.

Unterschieden werden beim Bondage Varianten, die sich auf bestimmte Materialien konzentrieren (Seilbondage, Mumifizierung), ein bestimmtes Ziel verfolgen (Ästhetik beim Zierbondage, körperliche Auswirkungen beim Schmerzbondage, reine Fixierung beim Gebrauchsbondage), nach dem Vorhandensein eines Partners (Selfbondage) oder nach der Kultur, die die einzelnen Techniken geprägt hat (Japan-Bondage oder amerikanisches Bondage). Allen Formen gemein ist dass der Bottom in einen Zustand der erzwungenen körperlichen Passivität gebracht wird.

Beim Bondage gibt es eine umfangreiche und zum Teil sehr spezielle Terminologie, besonders für die Namen der einzelnen Techniken beim Seilbondage. Daneben gibt es in der Subkultur eine Reihe von umgangsprachlichen Begriffen wie Bondage Bunnie oder Ropeslut für den Bottom oder Rigger für den Top.

Zu Bondage im weiteren Sinne werden auch Spiele mit Augenbinden, Knebel und SM-Möbeln gezählt. Diese werden in ihren einzelnen Kapiteln ausführlich behandelt und hier nur angerissen.

Motive

In der erzwungenen körperlichen Passivität fühlen sich manche umarmt und geborgen und können sich gut auf ihr Inneres konzentrieren. Andere Menschen mögen die Hilflosigkeit und Ohnmacht oder kämpfen lustvoll gegen die Fesseln an. Einmal gefesselt, können sie entweder alles Weitere genießen, oder sie finden ihr masochistisches Vergnügen eben im Ausgeliefertsein gegenüber den folgenden Handlungen.

Der Top kann mittels Bondage seine Macht ausüben, indem er den Bottom mehr oder weniger hilflos macht. Er kann diese Hilflosigkeit ebenso genießen wie das Vertrauen, das sein Partner zu ihm hat.

Wie - die Techniken

Schmücken, Behindern, Fixieren, Zusammenbinden - das ist die Reihenfolge in zunehmender Heftigkeit. Ein Lederharness oder eine Seilfesselung können die Kleidung ersetzen oder unter ihr getragen werden, sie können auch schon die Bewegung behindern. Dasselbe tun Fußfesseln und Handfesseln: das Opfer ist nicht komplett hilflos, aber doch schon in seinen Bewegungen eingeschränkt. Zwangsjacken, Bondagekleidung und Käfige verstärken den einen oder anderen Aspekt der Hilflosigkeit.

Wahrscheinlich die häufigste Anwendung von Bondage ist das Fixieren, dh das Anbinden an einem Ort. Das kann die Kette vom Halsband zum Ring in der Wand sein, das kann eine mehr oder weniger aufwendige Fesselung an ein Möbel sein, das Festbinden auf bzw an ein Bett, schließlich das Einsperren in Käfige oder Pranger.

Das Zusammenbinden des Passiven ist die unbequemste Form der Bondage und wird meist mit Seil durchgeführt. Wichtig bei der Seilfesselung ist ein grundliegendes Wissen um Knoten. Entgegen der landläufigen Meinung braucht man zum Bondage nur wenige Knoten.

Es empfiehlt sich, vor dem Fesseln zu wissen, wie später gespielt werden soll. Soll das Opfer nackt oder angezogen sein? Sollen bestimmte Körperteile zugänglich sein oder nicht? Muss der Passive länger in der Fesselung ausharren, oder wird das nur eine kurze Session (zB für Fotos)? Muss es schnell gehen (zB auf der Bühne)? Geht es um tatsächliche Hilflosigkeit oder eher um ein Andeuten? Spielt das Opfer mit und hält still, oder muss die Fesselung heftige Gegenwehr aushalten? Soll das Opfer sich notfalls selbst befreien können?

Womit - die Materialien

Gefesselt wird zum einen mit allem, was sich schlingen und knoten lässt, gebräuchliche Materialien dazu sind: Seil (aus Hanf, Baumwolle, Kunststoff), Leder(-riemen), Ketten (die nicht geknotet, sondern mit Karabinern oder Schlössern verbunden werden). Weniger gut geeignet sind Stoffstreifen (z.B. Bademantelgürtel, Krawatten, Seide) oder Tücher, weil sich die Knoten unlösbar zuziehen können. Nicht zu empfehlen oder gefährlich sind Draht und Kabel, außerdem alles, was so dünn ist, dass es einschneidet.

Weitere Materialien sind Bondagetape, Folie, Klebeband und Kabelbinder, die man aber erst benutzt, nachdem man sich vergewissert hat, das nötige Werkzeug zum Aufschneiden parat zu haben.

Handschellen und Manschetten (aus Leder, manchmal auch Stoff) gibt es in vielen Ausführungen zu kaufen, letztere gibt es mit Schnallen oder Schlössern oder auch mit Klettverschluss, und sie lassen sich auch selbst bauen, desgleichen Spreizstangen und Bondagekleidung (wie zB Zwangsjacken). Stabile Metallfesseln nicht nur für den Mittelalterfan und komplette Bondagemöbel (Stock, Pranger, Andreaskreuz, Käfig) erfordern meist einen dickeren Geldbeutel, oder den Besuch eines entsprechend ausgestatteten Klubs.

Wie nicht - Risiken und Sicherheit

Bondage belastet den Körper des Gefesselten, je fester, desto stärker. Anfänger tun deshalb gut daran, sich langsam heranzutasten. Bücher können eine Hilfe sein, empfehlenswerter ist die Teilnahme an Workshops, die beinah überall immer wieder angeboten werden. Seilbondage erfordert viel Übung und einiges Wissen.

Grundsätzlich sollte sich nur fesseln lassen, wer seinem Partner vertraut und bei ihm auch das nötige Können voraussetzen kann. Körperliche Einschränkungen sollten vorher erwähnt werden, dazu gehören Knochen- und Gelenkprobleme genauso wie Kreislaufschwierigkeiten oder Asthma - eben alles, was für den Gefesselten zum Problem werden kann. BDSM-Ratgeber empfehlen, die persönlichen Grenzen abzusprechen und ein Codewort oder Codezeichen zu vereinbaren, das im Notfall genannt wird und bei dem das Spiel sofort unterbrochen oder gar abgebrochen wird. Unterhalb des Notfalls kann es kleinere Beeinträchtigungen geben, am häufigsten sind dies eingeschlafene Gliedmaßen (passiert fast immer), und meist genügt eine Lockerung oder Korrektur der Fesselung.

Die häufigsten Probleme sind: fehlende Durchblutung, Taubheitsgefühl, Atemprobleme, Kreislaufprobleme. Hand- und Fußgelenke, Leisten und Achseln bieten sich zwar prima zum Festbinden an, sind aber gleichzeitig empfindlich gegen Druck, weil dort viele Blutgefäße und Nerven liegen. Da der Körper für Bewegung gebaut ist, beeinträchtigt schon erzwungenes Stillhalten den Kreislauf. Längeres Gefesseltsein kann zu Krämpfen führen. Manche Haltungen beeinträchtigen die Atmung, wie auch jede Fesselung um die Vorderseite des Halses gefährlich werden kann. All diese Probleme sind bei kurzzeitiger Fesselung erträglich, werden aber mit der Dauer schlimmer. Häufig tauchen diese Probleme bei schlechter Technik auf, zum Beispiel bei einer Schlingenschnürung.

Zum Verletzungsrisiko gehören u.a. Hautabschürfungen, Druckstellen und Blutergüsse, Verbrennungen durch zu schnell über die Haut gezogenes Seil; unkontrolliert herumfliegende Seilenden können ins Auge gehen. Bei wirklich heftigem Spiel kann es zu Muskelzerrungen, Verrenkungen, Rippenbrüchen kommen, und schließlich gibt es Unfälle zB mit unsicherem Spielgerät, wie Stürze mit all ihren Folgen.

Ein Problem, das oft, aber nicht nur bei Anfängern auftreten kann, ist ein plötzlicher Panikanfall des Passiven. Dazu muss die Fesselung nicht einmal fest sein, die Angstattacke kann auch schon durch eine plötzliche Bewegung ausgelöst werden.

Über solche Risiken sollte ein aktiver Fessler genug wissen, um im Notfall richtig darauf reagieren zu können. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist eine gute Idee. Darüberhinaus sollte er nicht nur das Fesseln, sondern auch das schnelle Losbinden beherrschen. Genauere Tips bieten Sicherheitsratgeber in Buchform (siehe unten), der wichtigste ist: ein gefesselter Mensch wird nicht alleingelassen.

Viele besonders eindrucksvolle, in Bondagefotos und -videos gezeigte Szenen können gar nicht von jedem nachgespielt werden, weil weder die trainierten Models noch die im Bild unsichtbaren Helfer zur Verfügung stehen, ganz abgesehen von dem zur Fesselung nötigen Fachwissen. Bondage, vor allem mit Seil, kann eine Kunstform sein, als solche hat sie auch Eingang in die Kunstfotografie gefunden.

Bekannte Bondage-Künstler

  • Matthias T. J. Grimme (Deutschland)
  • Midori (USA)
  • Jay Wiseman (USA)
  • Osada Steve (Japan)
  • Zamil (Deutschland)

Siehe auch Künstler.

Unterformen

  • Filmbondage
  • Gebrauchsbondage
  • Hängebondage
  • Japanbondage
  • Pseudofesselung
  • Psychische Fesselung
  • Selfbondage
  • Zierbondage