Patriarchat

Patriarchat

aus SMikipedia, der freien Wissensdatenbank

Die Beziehung zwischen dem Sadomasochismus und dem (postulierten) Patriarchat ist umstritten. Der Grund dafür liegt meist in den unterschiedlichen Theorien über SM, die zu Grunde gelegt werden.

SM als Feind des Patriarchats

Die meisten Sadomasochisten verstehen den SM als Bedrohung der Kernannahmen des Patriarchats und sehen darin auch den Grund für die sadophobe Haltung der meisten westlichen Staaten und Institutionen: Da beide Geschlechter die Rolle als Top oder Bottom annehmen können, leugnet der Sadomasochismus jede feste Verbindung zwischen Macht und Geschlecht.

Mehr noch, Macht wird bei Spielen zu etwas, das abgegeben, ausgeliehen, angenommen und zurückgegeben werden kann, ohne dass die Beteiligten Nachteile erleiden. Bei Rollenspielen bekommen Frauen die Möglichkeit, in einem geschützten Umfeld Macht zu erfahren und zu lernen, dass sie diese nicht nur über einen Mann ausüben können, sondern auch dass dies erregend sein kann. Damit können SM-Spiele nach dieser Argumentation Frauen dabei helfen, sich mächtig zu fühlen (engl. empowerment), was ihnen auch Stärke im Alltag gibt. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass die meisten Frauen als Bottom zu einer SM-Gruppe kommen und nach einiger Zeit mit dem Switchen anfangen. Studien dazu liegen jedoch nicht vor.

Als Beleg für diese Darstellung werden die traditionellen Ansichten der Medizin und Psychoanalyse zu den vier möglichen Kombinationen von Top und Bottom, Mann und Frau aufgeführt: Männern wurde eine größere Aggressivität zugestanden, eine "natürliche" Neigung, sich durchzusetzen und zu dominieren. Frauen wurde insbesondere von Vertretern der Psychoanalyse wie Sigmund Freud oder Helene Deutsch ein natürlicher Masochismus bescheinigt. Ihre biologische Rolle besteht demnach darin, sich passiv zu verhalten und den Mann gewähren zu lassen. Die beiden anderen Kombinationen galten als widernatürlich und im Extremfall als therapiebedürftig.

Auch wenn die Psychiatrie sich weitgehend von der Psychoanalyse befreit hat, bestehen diese Ansichten in der Gesellschaft weiter, was dem erwarteten Verhalten in einem Patriarchat entspricht: Männliche Bottoms werden allgemein als unfähig gesehen, sich durchzusetzen, als unmännlich und verweichlicht. Eine sexuell fordernde Haltung bei Frauen wird bestenfalls als Spielerei akzeptiert.

Verbunden mit der Vorstellung von SM als Feind des Patriarchats sind die Überlegungen des französischen Philosophen Michel Foucault zu der Funktion der Psychiatrie als Kontrollinstanz der Gesellschaft für das verhalten seiner Bürger.

SM als Freund des Patriarchats

Lange Zeit haben Radikalfeministen den Sadomasochismus dagegen als Handlanger des Patriarchts gesehen, eine Position, die von Einzelnen wie zum Beispiel Alice Schwarzer bis heute vertreten wird. Hintergrund ist meistens ein Bild vom Sadomasochismus, wie er von Freud begründet und von Deutsch ausgebaut wurde. Demnach gibt es eigentlich nur männliche Sadisten und weibliche Masochisten. Dass ein großer Teil, wenn nicht sogar die Mehrheit von Sadomasochisten die Rollen wechselt, ist meist nicht bekannt oder wird bewusst ignoriert. Die Sichtweise von SM als reines Werkzeug des Patriarchats bricht meist zusammen, wenn schwule Sadomasochisten betrachtet werden.

Einige Radikalfeministen gehen davon aus, dass jede Form der Macht männlich ist und damit natürlich auch der Sadomasochismus.