Pseudonym

Pseudonym

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Ein Pseudonym ist ein Tarnname, unter dem eine Person öffentlich auftritt, weil sie ihren "Realnamen" nicht verwenden will (oder nur in einem bestimmten Kontext nicht verwenden will). Als "Künstlername" sind sie in Deutschland Bestandteil der Person und können, bei Nachweis der Benutzung, im Personalausweis eingetragen werden (wie zB auch Ordensnamen). Die meisten Pseudonyme sind vom Benutzer selbstgewählt, manche entstehen auch aus Notwendigkeit (zB "Willy Brandt") oder auf Verlangen anderer (zB "John Le Carré").

Außer dem klassischen Pseudonym, das vor allem von Künstlern verwendet wird, ist im SM-Kontext vor allem der "Nick" oder "Nickname" (dt. "Spitzname") verbreitet.

Warum - die Gründe

Wer sich einen neuen Namen wählt, tut dies aus vielerlei Beweggründen. Beispiele:

  • Der eigene Name gefällt einem nicht oder ist zu langweilig - oder zu häufig.
  • Man tritt irgendwann gewohnheitsmäßig unter einem Spitznamen auf, der einem von Freunden verpaßt wurde. (Daher stammt das "genannt soundso" in manchen Todesanzeigen.)
  • Man möchte in einem bestimmten Kontext nicht seinen wahren Namen preisgeben, entweder um nicht für alle direkt aufspürbar zu sein (häufiger Grund im SM-Kontext), oder weil man sich in einem anderen Zusammenhang schon "einen Namen" gemacht hat und unbefreit von diesem handeln möchte (aus diesem Grund wählen manche Künstler für unterschiedliche Betätigungsfelder unterschiedliche Pseudonyme).
  • Heutzutage entstehen Nicknames oft im Internet, wo man gezwungen ist, sich für Communities wie Foren, Chats oder Mailinglisten einen Benutzernamen zu geben, wobei der eigene Realname fast immer schon vergeben ist.

Geschichte

Künstlernamen lassen sich schon bei den alten Ägyptern und Griechen finden. Weitere Namen neben dem Geburtsnamen sind aber in jeder Kultur der Erde üblich. In manchen davon würde die Vorstellung eines einzigen Namens für das ganze Leben Kopfschütteln auslösen.

Die große Verbeitung von Pseudonymen in sexuellen Kontext hat Tradition. Seit es käuflichen Sex gibt, gibt es auch Künstlernamen für die in diesem Bereich Tätigen. Luxuskurtisanen im höfischen Frankreich benutzten sie ebenso wie Straßenprostituierte (zB die von Heinrich Zille porträtierte "Lutschliese" im damaligen Berlin). Auch heute noch wählen sich ein Großteil der im Porno-, Sex- und SM-Geschäft tätigen Personen wie auch deren Kunden Pseudonyme. PornodarstellerInnen werden häufig mit einem sprechenden "Markennamen" beworben: "Lisa Lipps", "Miss Twin Towers", "Long Dong Silver", "Tina Fulsom". In Dominastudios ist es üblich, Pseudonyme mit Titeln wie "Lady", "Mistress", "Master", "Princess", "Sklavin" etc. zu verbinden. Der breiten Öffentlichkeit in Deutschland wurde wohl als erstes die Hamburgerin "Domenica" bekannt, auch durch ihre Bekanntschaft mit [[Tomi Ungerer||, später dann so unterschiedliche Figuren wie "Gina Wild" oder "Molly Luft"; am bekanntesten dürfte "Lilo Wanders (http://de.wikipedia.org/wiki/Lilo_Wanders)" sein, die Kunstfigur des Moderators und Travestiekünstlers Ernie Reinhardt.

In der nichtkommerziellen Szene ist die Benutzung von Pseudonymen zum einen oftmals von der (tatsächlichen oder vermuteten) Verfolgung durch die umgebende Gesellschaft abhängig. Zum anderen ist der selbstgewählte Name oft Ausdruck der für das Spiel eingenommenen Rolle, nicht nur durch mehr oder weniger deutliches Verraten derselben, sondern mit vielen Konnotationen zu persönlichem Erleben.

Seit den 90er Jahren entstammen immer mehr, wenn nicht gar die meisten Nicknames dem Internet. Mit der Akzeptanz der "virtuellen" Gemeinschaften als gleichwertig mit der "realen" Welt gibt es ganze Freundeskreise, in denen die Beteiligten sich untereinander nur mit den Nicks ansprechen und die Realnamen oft gar nicht kennen (wollen).

Etikette

Heutzutage ist es oft so, daß viele SMer zwar durchaus die Realnamen voneinander kennen, aber von- und zueinander hauptsächlich mit den Pseudonymen sprechen. Ein Aufdecken der Realnamen gegenüber Fremden gilt als grobe Indiskretion, egal ob im Internet oder auf einer Party. Ausnahme bilden hier die (szene-)bekannten Personen, die komplett geoutet leben bzw ihre Real- und Nicknames selber öffentlich gemacht haben.

Im Internet gilt nach einer gewissen Zeit jemand, der in derselben Community immer denselben Nick benutzt, als Regular, also Alteingesessener. Versucht nun ein neu Hinzugekommener, diesen schon benutzten Nick zu besetzen, wird er mindestens höflich darauf hingewiesen, daß dieser Nickname schon jemand anderem "gehört", oft aber wird er als dreister "Identitätsdieb" angesehen. Dies vor allem, weil es leicht geschehen kann, daß jemand dem vermeintlich Bekanntem intime Details erzählt, weil er außer dem Nick selbst kaum Möglichkeiten hat, die wahre Identität dieser Person zu überprüfen. Ebenso kann es in vielen Communities Proteststürme hageln, wenn herauskommt, daß eine einzelne Person unter mehreren Pseudonymen parallel auftritt ("faken").