Sadomasochismus

Sadomasochismus

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Sadomasochismus (abgekürzt: SM, S/M, in englischsprachigen Ländern auch S&M) ist eine sexuelle Vorliebe, die sich unter anderem auf das Erleben abstrakter Macht, Schmerzen, Demütigungen oder Freiheitsbeschränkungen richtet. SM findet per Definition ausschließlich einvernehmlich zwischen erwachsenen Menschen innerhalb abgesprochener Grenzen statt und unterscheidet sich damit vom Gewaltmissbrauch gegen den Willen eines Menschen. Die meisten sadomasochistisch interessierten Menschen sind sich dieses Unterschiedes bewusst und sprechen deshalb von Spiel oder inszenierter Gewalt im Gegensatz zur nicht-inszenierten und nicht-einvernehmlichen Gewalt zB im Alltag. Die Schätzungen über die Verbreitung sadomasochistischer Vorlieben in der Bevölkerung reichen von 5 bis 50 %, verläßliche Untersuchungen gibt es noch nicht.

Inhalte

Kernpunkte des Sadomasochismus sind zum einen Freiwilligkeit und Einvernehmlichkeit der Partner, zum anderen die erotische Komponente, wodurch er von sexueller Gewalt unterschieden werden kann. Ausdruck dieser Ethik ist das unter Sadomasochisten weitgehend unumstrittene Motto safe, sane, and consensual (SSC), zu Deutsch sicherheitsbewusst, mit klarem Verstand und einvernehmlich. Da viele SMer noch andere Praktiken bevorzugen oder mit Gewaltspielen oder Schmerzspielen nichts anfangen können, wurde in den USA der weiter gefasste Begriff BDSM geprägt, der sich hierzulande allmählich verbreitet.

Geschichte

Sadomasochismus wird heute weitgehend als eine sexuelle Spielart von vielen (wie z. B. Homosexualität) betrachtet. Früher wurde er von Sexualwissenschaftlern und Psychologen als Perversion angesehen, die möglicherweise behandelt werden sollte. Diese Sicht entstand wahrscheinlich durch die Beobachtung von meist sadistischen Sexualstraftätern und anderen Patienten, die zufälligerweise sadomasochistisch veranlagt waren. Die Rolle der Einvernehmlichkeit wurde dabei vernachlässigt und ist erst seit den 1970er Jahren ins Blickfeld der Sexualwissenschaften geraten. Bestimmte Richtungen der Psychoanalyse tun sich bis heute jedoch schwer, diese nicht-abwertende Beschreibung zu akzeptieren. Sowohl von der Sexualwissenschaft als auch von Seiten der Psychoanalyse wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts diverse Theorien über den Ursprung sadomasochistischer Interessen in die Welt gesetzt, die sich allesamt nicht belegen ließen (z. B. Mißhandlungen in der Kindheit, Vergewaltigung, eine retardierte sexuelle Entwicklung). Der Begriff Sadomasochismus wurde 1913 von I. Sadger geprägt, worin die vorher unterschiedenen Begriffe Sadismus und Masochismus vereint wurden.

Rechtslage

Manche sadomasochistische Praktiken fallen unter den Begriff Körperverletzung. Details siehe dort.

Rezeption

Durch eine gesteigerte Medienberichterstattung seit ungefähr Mitte der 1990er-Jahre sind zwar Elemente des Sadomasochismus popularisiert worden, aber eine vergleichbare Akzeptanz wie zB Homosexualität hat SM noch nicht erreicht. Die Darstellung ist oft einseitig und undifferenziert und konzentriert sich mehr auf die extremen (Lustmord) und die glamourösen Aspekte (SM-Partys), statt tatsächlich über das Thema zu informieren. Als eine Art Gegenbewegung leisten immer mehr engagierte Sadomasochisten Öffentlichkeitsarbeit nach dem Vorbild der Homosexuellen, die auch Jugendarbeit einschließt.


Siehe auch

  • Sadismus
  • Masochismus
  • Bondage
  • Dominanz und Submission
  • BDSM
  • Spanking
  • Fetischismus
  • SSC
  • Safeword
  • Sexualmoral

Literatur

  • Matthias T. J. Grimme: Das SM-Handbuch. Charon-Verlag 2002, ISBN 3931406016. (Ein eher technisches Handbuch mit Schwerpunkten bei der Erklärung von Praktiken und Sicherheitshinweisen.)
  • Kathrin Passig und Ira Strübel: Die Wahl der Qual. Rowohlt-Verlag 2004, ISBN 3499616920. (Ein eher informatives Buch, das für Leute geeignet ist, die sich erstmalig mit der Thematik auseinander setzen wollen. Es ist auch geeignet, wenn man nicht weiß, was man von Sadomasochisten halten soll.)
  • Thomas A. Wetzstein et al Sadomasochismus, Szenen und Rituale. Rowohlt TB-Verlag 1993, ISBN 3499196328 (die Trierer Studie)
  • Arne Hoffmann: Lexikon des Sadomasochismus von Arne Hoffmann. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004, ISBN 3896022903. (400-seitiges alphabetisches Nachschlagewerk.)