Spiel

Spiel

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Spiel kann im SM-Kontext verschiedene Dinge bedeuten:

  • eine Session, also ein abgeschlossenes SM-Erlebnis
  • die Betrachtung von SM als private Realität

Spiel als Session

Hier meint das Spiel, auch Session genannt, jenen Zeitabschnitt, in dem BDSM-Handlungen geschehen, bzw. auch die Handlung selber. Im Amerikanischen ist neben dem Begriff Game auch Scene für ein "Spiel" geläufig, was man mit „Theaterspiel“ übersetzen kann. Diese Bedeutung von "Spiel" ist eventuell passender, da hier der Rollenspielvergleich deutlicher wird.

Ein "Spiel" hat mehr oder weniger deutlich sichtbar Anfang und Ende, das sehr unauffällig oder auch sehr spektakulär sein. Ausnahmen hierzu finden sind in manchen 24/7-Beziehungen. Hier hat das "Spiel" oft einen abgesprochenen Anfang, aber es ist von der Idee her auf die Ewigkeit gerichtet. Wobei in der Regel auch hier manchmal "mehr Alltag" und manchmal "mehr Spiel" ist, die Grenzen sind oft aber fließend und kaum zu erkennen. Manche 24/7-Praktizierende lehnen dashalb hierfür den Begriff "Spiel" ab, auch wenn auch dies im allgemeinen von dem Begriff umfaßt wird.

Spielregeln oder Grundsätze können allgemein bekannt sein, wie z.B. SSC, Safewords, Partyregeln, oder es gelten die Umgangsformen kleinerer BDSM-Untergruppen (wie z.B. Goreaner). Meist aber sind es individuelle Vereinbarungen zwischen Partnern und daher nicht verallgemeinerbar. Spielpartner, die sich nicht gut kennen, sollten eher nicht voraussetzen, daß der andere die gleichen Regeln im Sinn hat und einhält. Eine vorherige Absprache kann daher sinnvoll sein. Welchen und wievielen Regeln ein Spiel gehorchen soll, hängt immer von der Situation (z.B. öffentlich oder privat) und den Beteiligten ab.

„Spiel“ kann auch heißen, daß es vorher Absprachen über den Ablauf gibt, aber genausogut kann der Ablauf komplett improvisiert sein. Manche betreiben regelrechte Inszenierungen, auch gern mit mehreren Teilnehmern.

Spiel und Rolle als Rollenmodell

In der Betrachtung als Lebensmodell bedeutet Spiel vor allem, daß im SM-Kontext andere Regeln gelten als im Alltag, allen voran das Machtgefälle. Die Teilnehmer leben ihre private Realität, erkennen aber an, dass ihre Spielregeln in der Welt ausserhalb nicht gelten. Dies ist die ursprüngliche, aus der Spieltheorie (Psychologie, Soziologie) entlehnte Bedeutung von "Spiel", die auch "Vater", "Angestellter" oder "Funktionär" als Spielrolle betrachtet, weil ein und derselbe Mensch ständig situationsabhängig zwischen verschiedenen Rollenkontexten wechselt und dabei dennoch seine eigene Persönlichkeit behält.

Übersetzt auf SM heisst dies: Ein Mensch ist genauso "real" (SM-)Sklave, wie er "real" Vater, Sohn, Berufstaucher oder Eigenheimbesitzer ist. Je nach Kontext und Anforderung verhält er sich nach den Regeln der jeweiligen Rollen. Spiel wertet also nicht ab, sondern setzt die SM-Rolle in eine Perspektive zu anderen Eigenschaften und Rollen.

Andere Interpretationen

Einige SMler lehnen das Wort Spiel ab, weil sie es (fälschlicherweise) als "so tun als ob" oder "Kinderspiel" interpretieren. Häufiges Statement: "Wir spielen doch nicht, wir leben SM". Ihnen wird oft entgegen gehalten, dass auch Boxen und Fussball Spiele sind, die zweifellos gelebte Realität mit sehr realen Folgen sind.

Ein Großteil der SMler verwendet das Wort bewusst, wobei häufig die ursprüngliche Bedeutung verändert wird:

  • Spielen bringt Spaß, Freude, Lust und Entspannung, auch im sexuellen Bereich.
  • Spielen ist eine Form der Kommunikation und bietet den Menschen die Möglichkeit, sich selbst und andere besser kennenzulernen.
  • Durch den spielerischen Umgang miteinander, formen und stärken sich Bindungen, wie zum Beispiel Freundschaften oder Paarbeziehungen.
  • Spielen schafft die Grundlage auf der persönliche Fähigkeiten, Phantasie und Kreatitvität entfaltet werden können.

Siehe auch: Terminologie